Psychoonkologie: seelische Stütze bei Krebs

Zwei Frauen sitzen im Besprechungszimmer. Die Krebspatientin erhält seelische Unterstützung.

Die Psyche spielt bei der Behandlung von Krebs eine wichtige Rolle. Die Psychoonkologie nimmt sich diesem Thema an und unterstützt sowohl Betroffene als auch Angehörige mit praxiserprobten Hilfestellungen.

Diagnose Krebs und ihre Auswirkungen auf die Psyche

Krebs – das ist ein Wort, das lange nur von der Ferne wahrgenommen wird. Ist man selbst oder jemand aus dem Angehörigenkreis betroffen, bekommt es plötzlich eine ganz neue, unmittelbare Bedeutung. Es rückt das eigene Leben in ein anderes Licht und wirft existenzielle Fragen auf. Die Psychoonkologie oder Psychosoziale Onkologie, also der Fokus auf die Psyche bei Krebserkrankungen, hat deshalb eine hohe Bedeutung für Betroffene und Angehörige.

Psychologische Unterstützung bei Krebs

Angelika von Aufsess hat während eines Jahrzehnts als Psychoonkologin in einer Reha-Klinik in Deutschland gearbeitet. Sie weiss: «Nach einer Krebsdiagnose steht häufig die medizinische Behandlung im Vordergrund. In dieser Phase fehlt vielen Patientinnen und Patienten die Energie für den Umgang mit den belastenden Gefühlen. Diese werden weggedrängt, die Verarbeitung der Geschehnisse wird ‹geparkt›. Aber früher oder später klopft die Seele bei den meisten an und will sich wieder Gehör verschaffen.» In der Reha hat sie erlebt, dass dies – nach abgeschlossener körperlicher Therapie – für viele ein guter Zeitpunkt war.

Wie Psychoonkologie helfen kann

Psychologische Beratungen im Rahmen einer Krebsbehandlung können helfen, einen Umgang mit Ängsten und anderen schwierigen Gefühlen zu finden. Fachleute stehen dabei Krebspatientinnen und Angehörigen bei, hören ihnen zu und finden gemeinsam mit ihnen Lösungen für anstehende Probleme. Das kann in Form einer Einzel- oder Gruppengesprächstherapie sein. Wie bei anderen psychologischen Angeboten ist der Fächer aber noch breiter: Es gibt Therapeutisches Schreiben, Kunsttherapie, Hypnose, Selbsthilfegruppen und vieles mehr.

Etwa ein Drittel der von Krebs betroffenen Menschen haben zumindest phasenweise eine psychische Störung wie eine Angststörung oder eine depressive Episode.
Angelika von Aufsess, Psychoonkologin

Was ist das Ziel der Psychoonkologie?

Manchmal geht es darum, die eigenen Kräfte einzuteilen, Nein zu sagen und vor allem die Freude am Leben wiederzuentdecken. Was auch immer der persönliche Fokus ist: Das Ziel der Psychoonkologie ist es immer, Menschen mit einer Krebserkrankung bei ihrer psychischen Stabilisierung zu unterstützen. In erster Linie setzen die Fachpersonen dabei auf die Ressourcen, die sie bei Betroffenen oder Angehörigen direkt aktivieren können. Es kann aber auch bedeuten, dass eine Psychotherapie nötig ist.

Psychologische Unterstützung bei Krebs für Betroffene und Angehörige

Angelika von Aufsess nennt Zahlen aus deutschen Studien, die vermutlich auf die Schweiz adaptierbar sind: «Etwa ein Drittel der von Krebs betroffenen Menschen haben zumindest phasenweise eine psychische Störung wie eine Angststörung oder eine depressive Episode.» Das gilt es unbedingt zu behandeln. Angelika von Aufsess betont ausserdem, dass psychoonkologische Angebote sich jeweils sowohl an Betroffene wie auch an Angehörige richten.

Nichtsdestotrotz macht Angelika von Aufsess auch bestärkende Beobachtungen: «Tatsächlich ist die Krebsdiagnose manchmal der Beginn eines Transformationsprozesses. Es gibt Menschen, die daran reifen und wachsen.» Konkret würden sie sich oft zum ersten Mal überhaupt mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen beschäftigen. Und plötzlich ganz klare Prioritäten zugunsten ihrer Gesundheit setzen.

Psychoonkologische Angebote

In grösseren Fachkliniken ist die Psychoonkologie integriert, um im Bedarfsfall auch in der akuten Phase der Krebsdiagnose und -behandlung zu unterstützen. Wer diesen Teil bereits hinter sich hat, sucht sich am besten eine psychologische Fachperson in der Nähe. Die Schweizerische Gesellschaft für Psychoonkologie führt eine Datenbank mit vertrauenswürdigen Psychologinnen und Psychologen.

Tipps für mehr Lebensqualität

Psychoonkologin Angelika von Aufsess nennt 2 grundlegende Tipps, die Hilfesuchende für sich ausprobieren können.

  1. Hilfe zulassen. So schwer dies den meisten fällt, so wichtig ist es für den Heilungsprozess. Angelika von Aufsess empfiehlt, sich genau zu überlegen, wer in welchem Bereich eine Unterstützung sein könnte, allenfalls schon Hilfe signalisiert hat und dann beispielsweise den Nachbarn für Einkäufe und die ehemalige Arbeitskollegin für regelmässige Gespräche anzufragen.
  2. Was tut mir wirklich gut? Hier geht es darum, herauszufinden, was Leib und Seele brauchen. Ausprobieren ist erwünscht! Manchen hilft Yoga, anderen die Joggingrunde oder allein in einem Café zu lesen. Auch wer sich für fast alles begeistert, tut jedoch gut daran, nur wenig Neues aufs Mal in den Alltag zu implementieren. So stehen die Chancen am besten, dass daraus nachhaltige Gewohnheiten entstehen.

Was können Angehörige tun?

Angehörige spielen bei einer Krebserkrankung eine – im wahrsten Sinne des Wortes – tragende Rolle. Sie bilden einerseits das Netz für die oder den Betroffenen. Ein gutes Umfeld zählt laut der Expertin zu den Schlüsselfaktoren bei der Frage, wie sich eine Krebserkrankung psychisch gut überwinden lässt.

Tipps für Angehörige

  • Konkrete Hilfsangebote unterbreiten: «Ich fahre morgen einkaufen, fehlt dir etwas?» oder «Hast du nächste Woche Lust auf einen Spaziergang?» sind einfacher anzunehmen als «Melde dich einfach, wenn du etwas brauchst!»
  • Die Dinge beim Namen nennen: Spricht man auch schwierige Themen offen an, können sich daraus gute Gespräche entspinnen. Aktives Vermeiden hinterlässt dagegen oft einen fahlen Beigeschmack.
  • Dranbleiben: Am Anfang sind die Unterstützungsangebote zahlreich, und werden dann immer weniger. Wirklich hilfreich sind jene, die auch nach längerer Zeit noch da sind!
  • Eigene Ressourcen kennen: Auch Angehörige sind oft überfordert. Das zuzugeben, ist eine Stärke. Hilfsangebote zu revidieren oder zu beenden, ist immer erlaubt.

Hilfe für Angehörige von Krebspatienten & Krebspatientinnen

Andererseits benötigen auch Angehörige Unterstützung – ihre oft auslaugenden Anstrengungen werden allzu häufig übersehen. Diese sollten sich also nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn es ist wie bei Eltern von kleinen Kindern: Erst wenn es ihnen gutgeht, sind sie in der Lage, den notwendigen Support zu leisten.

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